Zuchtstrategie

Ich züchte ausschließlich mit dem Ursprungszuchtverband ASCA

Dieses Foto ist aus dem Jahr 1915. Es zeigt Harold Mitchell, einem Schäfer, der seine Herden zwischen Omaha Stock Yards und dem San Luis Valley im Süden Colorados mit Hütehunden trieb. Zu der Zeit gab es viele davon in dieser Gegend die nach Leistung selektiert wurden. Langsam aber sicher bildete sich ein Schlag heraus der besonders geeignet für diese Ansprüche war. Heiße Sommer, kalte Winter, Trockenheit und unwirtliches Gelände. Diese Hütehunde galten als extrem zäh und arbeitswillig. Sie sind die Vorfahren aus denen sich der heutige Australian Shepherd herausgebildet hat. 

Die Rasse Australian Shepherd entstand nicht, wie der Name vermuten läßt, in Australien sondern in den USA. Im 19. Jahrhundert gab es im nordamerikanischen Westen eine große Einwanderungswelle aus Australien und Europa. Sowohl die Australier, die von baskischen Schäfern abstammten, als auch die Europäer brachten ihre Nutztiere inclusive ihrer Hütehunde mit. Es wurden große Herden an Merinoschafen aufgebaut die für ihre ausgezeichnete Wolle bekannt waren. In den USA wurden sie dann Australian Shep genannt und mit Ihnen die dazugehörigen Hütehunde Australian Shepherd. Man kann auch heute noch die Ähnlichkeit zwischen den baskischen bzw. spanischen Schäferhunden und den englischen Bordercollies mit dem Aussie erkennen.

 

Die Farmer, egal welcher Herkunft, waren an einem robusten, witterungsunempfindlichen, geländegängigen und vielseitig einsetzbaren Hund interessiert, der ihre Nutztierherden zusammenhielt. So entstanden unterschiedliche den Ansprüchen angepasste Hütehundschläge durch die Verpaarung der verschiedenen Rassen. Mit dabei waren die australischen Einwandererhunde die aus Spanien/ dem Baskenland stammten und andere europäische Hütehunderassen wie die Vorläufer der Collies und Bordercollies und möglicherweise weiteren europäischen Schäferhundrassen von denen es mehrere gab.

 

Im Jahr 1957 wurde der ASCA (Australian Shepherd Club of America) gegründet, der 1977 erstmals eine offizielle Rassebeschreibung für den Australian Shepherd formulierte. Diese hat sich bis heute nicht wesentlich geändert.

Das Aussehen der Australian Shepherds fiel schon in den Anfängen der Rasseentstehung auf. Blaue Augen (Ein- oder doppelseitig bzw. zweifarbig) waren keine Seltenheit. Die Merlefarbe wurde wahrscheinlich durch die spanischen Hütehunde mitgebracht wo sie auch heute noch zu sehen ist. Auch die britischen Urrassen hatten die Merlefarbe mit dabei. Ebenso sind Hunde mit verkürzter Rute im Rassestandard verzeichnet. (Natural Bobtail)

 

Wer mehr dazu wissen will des schaue auf die unten angegebene Seite von Las Rocosa. Diese Züchterfamilie war bei der Gründung der Rasse mit dabei und weiß heute noch wo sie ihre Hunde ursprünglich her hatte. http://www.lasrocosa.com/aussiehistory2.html

 

Mein Anliegen ist es die Rasse möglichst so zu erhalten wie sie ursprünglich gezüchtet wurde. Deshalb ist es für mich selbstverständlich das ganze genetische Potential der Rasse zu verwenden und nicht nur die vorselektierten Nachkommen bzw, die, die nur auf Schönheit gezüchtet sind (die wiederum im Auge des Betrachters liegt) zu benutzen. In den FCI-Zuchten, wozu auch der VDH gehört, wird die Showlinie, die extrem ingezüchtet ist, favorisiert. Die Arbeitslinien fallen bei Ausstellungen regelmäßig hinten runter und werden gerade mal so geduldet. Dabei wird vollkommen ignoriert dass Erbkrankheiten, die auf der Verdoppelung von rezessiven Genen beruhen, in atemberaubender Geschwindigkeit zunehmen.

Genetische Vielfalt

Die genetische Vielfalt meiner Nachzuchten ist mir ein großes Anliegen. Die Überprüfung von Listen insbesondere an Idiopathischer Epilepsie erkrankter Australian Shepherds hat gezeigt, dass diese fast immer genetisch verarmt sind. Das sagt mir der Inzuchtcoiffizient (COI) und der Ahnenverlust (AL) den man wunderbar z. B. bei Aussie.de nachsehen kann, wenn die Abstammung des Hundes bekannt ist. Meine Würfe werden in der Hinsicht schon überprüft bevor eine Bedeckung erfolgt. Bisher waren alle Welpen in dieser Hinsicht eine Verbesserung gegenüber ihren Eltern, weil die Zuchtpartner dementsprechend ausgewählt wurden. Bei all meinen Hunden sind die Infos diesbezüglich mit veröffentlicht.

Gesundheit

Die Gesundheit hängt natürlich schon mal eng mit den Genen zusammen. Es gibt sehr viele Erbkrankheiten die erst zum tragen kommen wenn sich krankhafte Gene wieder begegnen. Daneben gibt es dominante Erbkrankheiten die schon von einem Elterntier kommen können. Deshalb sind meine Hunde ausgewertet auf sämtliche Krankheiten die sich beim Aussie durch einen Gentest feststellen lassen. Sie sind in allen Punkten frei oder allenfalls mal ein Träger bei rezessiven schadhaften Genen. Es ist ist in der Hinsicht mit gesunden Nachkommen zu rechnen. Auch hinsichtlich Hüftgelenks- und Ellenbogengelenksdysplasie sind meine Zuchthunde frei von Erkrankungen.


Charakter

Mir ist es wichtig charakterfeste Hunde zu züchten. Der Aussie ist eine Rasse die für den Gebrauch gezüchtet wurde. Deshalb trägt er diese Veranlagung natürlicherweise in sich. Er will arbeiten. Dabei ist ihm egal wie. Deshalb ist er auch so vielseitig verwendbar. Allerdings ist er ein selbständiger Arbeiter der auf viele Ideen kommt wenn er nicht liebevoll aber konsequent geführt wird. Manchmal ist er Fremden gegenüber reserviert. 

Ich versuche die Welpen an entsprechende Interessenten zu vergeben die mit dem individuellen Charakter, der bei jedem Welpen etwas anders ist, zurechtkommen. Manchmal passt es einfach auch nicht. Mit kleinen Kindern und mangelnder Hunde- erfahrung wird es sehr schwierig. 


Denn sie wussten noch was sie tun

Ein erfolgreiches Zuchtprogramm darf nicht nur auf hervorragenden Leistungen basieren, es muss auf einem starken Fundament aufgebaut sein, das sich von Generation zu Generation bewährt und an der Leistungsgrenze bewährt.

 

Hinweis: Der Sinn der Inzucht (der Praxis, zwei Hunde zu paaren, die nahe beieinander liegende Vorfahren haben (Tochter mit Vater, Mutter mit Sohn und Bruder mit Schwester) besteht darin, möglichst vorhersehbare und beständige (homozygote) Nachkommen zu erhalten. Linienzucht ist eine Art von Inzucht, aber nicht so intensiv (Cousin mit Cousin, Nichte mit Onkel, Neffe mit Tante).

 

Sowohl Inzucht als auch Linienzucht neigen dazu, Heterozygotie und Variabilität bei den Nachkommen zu verringern, während der Typ durch zunehmende Einheitlichkeit (Homozygotie) fixiert (festgelegt) wird. Der zu fixierende Typ wird vom Züchter ausgewählt und von den Merkmalen bestimmt, die die Vorfahren aufweisen. Wenn der Züchter Aussies mit Genen für einen bestimmten Arbeitsstil oder Charakter „auswählt“, ist es durch Inzucht möglich, diese Gene in einen homozygoten Zustand zu bringen, um sie in der betreffenden Familienlinie zu verstärken. Dieses Zuchtsystem (in der Familie bleiben) sollte nur praktiziert werden, wenn die guten Eigenschaften durch Linienzucht intensiviert und die schlechten und minderwertigen Gene ausgemerzt werden.

 

Lassen Sie mich das ganz klar sagen. Inzucht oder Linienzucht sollte NUR praktiziert werden, wenn die Vorfahren und die betreffenden Individuen gesund und frei von genetischen Störungen, intelligent, strukturell gesund und nachweislich über die gewünschte Arbeitsleistung verfügen. Wenn das der Fall ist, kann Inzucht konstruktiv sein. Inzucht führt nicht dazu, dass die Nachkommen anfälliger für eine Störung sind, weniger robust sind oder an Größe verlieren, es sei denn, diese Merkmale sind bereits in der genetischen Ausstattung vorhanden.

 

Es ist richtig, dass Inzucht und Linienzucht eine starke Konstitution, gute Knochen, Vitalität und Arbeitsfähigkeit ODER eine schwache Konstitution, mangelnde Vitalität, brüchige Knochen oder mangelnde Arbeitsfähigkeit verstärken, wenn diese Merkmale in der Blutlinie gut entwickelt sind. 

 

Für unerfahrene Züchter ist die Auskreuzung ein besseres Zuchtsystem, da nicht verwandte Hunde weniger wahrscheinlich dieselben schädlichen Gene doppelt tragen. Allerdings können zwei verschiedene Blutlinien dieselben rezessiven schädlichen Gene tragen. Bei der Entwicklung einer Blutlinie ist die Auskreuzung auch notwendig, um starke, gesunde Immunsysteme aufrechtzuerhalten, die von der genetischen Vielfalt abhängig sind.

 

 

 

© 2004 Von Jeanne Joy Hartnagle-Taylor